Vor einigen Monaten gab mir eine Bekannter einen Artikel aus der Bildzeitung zu lesen, in der es um eine Studie über BDSM praktizierende Menschen ging, in der festgestellt wurde, dass diese ausgeglichener, mental stabiler, seltener krank und in ihrer Beziehung glücklicher seien.
Da damals der Wissenschaftliche Artikel nicht zugänglich war und die Bildzeitung bekanntermaßen eine gewisse Neigung zu kreativem Schreiben besitzt, wollte ich nicht darüber berichten, bis ich die Studie in Händen gehalten habe und quasi aus erster Hand dazu schreiben kann.
Die Studie wurde im August im J Sex Med veröffentlicht und hatte das Ziel den Charakter von Menschen mit und ohne BDSM Neigung zu vergleichen und festzustellen, ob BDSM zu praktizieren sich positiv auf Charakter und Gesundheit auswirkt.
Es haben 902 BDSMler und eine Kontrollgruppe von 434 Personen an der Studie mitgewirkt und verschiedene psychologische Teste gemacht die dazu dienen die Persönlichkeit zu klassifizieren (NEO Five-Factor Inventory, Attachment Styles Questionnaire, Rejection Sensitivity Questionnaire und World Health Organization-Five Well-being Index).
Unabhängig von davon ob es eine dominante oder devote Neigung gab, kam die Studie zu dem Schluss, dass die meisten psychologischen Werte mit der Kontrollgruppe übereinstimmten. Es wurde jedoch festgestellt, dass Menschen die BDSM ausleben weniger neurotisch sind, seltener introvertiert sind, eine höhere Bereitschaft haben, sich auf neue Erfahrungen einzulassen, pflichtbewusster sind, weniger empfindlich gegenüber Ablehnung sind, öfter mich sich selbst zufrieden und sich gesünder fühlen und öfter als angenehm und wohltätig wahrgenommen werden.
Die Untersuchung von Wismeijer et al. 2013 stellt fest, dass Menschen mit BDSM Neigung sich im Allgemeinen nicht von anderen unterscheiden oder aber besser abschneiden als das Bevölkerungsmittel und kommt zu dem Ergebnis, dass die Ausübung von Sexualpraktiken aus dem Bereich des BDSM nicht als psychische Störung klassifiziert werden kann.
Ich kann aus meinen persönlichen Erfahrungen dem nur beipflichten und denjenigen mit einer Neigung hin zum BDSM raten sich darauf einzulassen und nicht von veralteten Sexualvorstellungen leiten zu lassen, dass BDSM falsch oder krank sei. Sich zu sich selbst zu bekennen bereichert das Leben ungemein und verändert den Charakter positiv. Es lässt einen selbstbewusster und standhafter werden. Unabhängig davon, ob man devot oder dominant ist, wird man bald feststellen, dass sich die eigenen Einstellungen positiv verändern und man manche einen selbst nervende Eigenschaft verliert, dass die Stimme klarer und der Wille deutlicher werden wenn man anderen gegenüber steht.
Man sollte begreifen, dass BDSM zu lieben nur eine Facette der Sexualität ist und es einen befreit sich selbst zu akzeptieren wir man ist.
Mit diesen Gedanken wünsche ich euch ein schönes Wochenende.
Xander
Psychological Characteristics of BDSM Practitioners
J Sex Med. 2013 Aug;10(8):1943-52. doi: 10.1111/jsm.12192. Epub 2013 May 16.
Department of Clinical Psychology, Tilburg University, Tilburg, The Netherlands. andreas.wismeijer[at]icloud.com
Vielen lieben Dank unser WE war sehr schön, ich hoffe deins auch. Und du bist ja richtig fleißig beim Blog-schreiben! Großes Lob und bitte weiter so 😉
Ich wünsche euch eine schöne Woche!
LG Ela
Mein Wochenende ging, ich musste auf eine ganz spannende Familienfeier
Aber man kann ja nicht jedes Wochenende Glück haben 😉
Danke für dein Lob 🙂
Wünsch dir auch eine schöne Woche
lg
Spannend! Das Ergebnis überascht mich nicht, aber die Tatsache, dass BDSM immer noch auf mögliche ’sexuelle Störungen‘ hin untersucht wird wundert mich doch etwas *ratlos den Kopf schüttelt*. Das finde ich sehr sehr schade. Mich freut es jedenfalls dass es eine repräsentative Studie gab (ob das auch auf der ‚Shades of Grey‘ zu danken ist? Das wäre eine interessante Forschungsfrage – wie sich die ‚Szene‘ aufgrund des enormen Hypes durch die Bücher entwickelt hat *gg*) und möchte auch noch gern das Eine oder Andere im Detail nachlesen.
Sich selbst besser kennen zu lernen, die eigenen Neigungen kennen und leben zu könenn, zum ‚Selbst‘ stehen und für sich selbst einstehen – egal in welchem Bereich – hilft enorm dabei sich zu entwickeln. Kurz gesagt: Ja, man wird ausgeglichener und glücklicher wenn man persönliche Neigungen entdeckt und (aus-)leben kann 🙂
LG
Felis
Hallo,
vielen Dank für deinen Kommentar 🙂
Ich finde es auch sehr traurig, dass es immer noch Gesellschaftsschichten und auch „Wissenschaftler“ gibt, die uns absprechen wollen, dass wir genauso normal sind wie andere und nur eine etwas abweichende, aber gesunde, sexuelle Neigung haben.
Nordeuropa ist in dieser Hinsicht wesentlich weiter als Deutschland, ganz zu schweigen etwa von GB wo viele Dinge die wir tun ungesetzlich sind.
Leider haben wir keine Lobby wie etwa Homosexuelle und so ist es schwer unangemessene Meinungen die in Presse oder Gesetzgebung vertreten werden entgegenzutreten.
lg