Gefühle in einer Spielbeziehung

Antwort auf eine Nachricht in unserer Rubrik „Ihre Fragen“, dieses Mal auf Wunsch des Fragenden anonym.

Begonnen hat es mit einer ersten Session, was mir sehr gefallen hat und ich mir somit die devote Rolle angeeignet habe. Wir haben uns in der Woche regelmässig ca. 2 Mal getroffen, über ein halbes Jahr lang. Als ich dann aber (leider) Gefühle entwickelt habe, habe ich dies kommuniziert und er hat mir erwähnt, dass es für ihn Zuviel Gefühle wären. Er hat mir aber in dieser „Beziehung“ die Gefühle an einem Morgen auch gezeigt. Nach meiner Offenbarung hat sich alles verändert. Ich fiel in ein tief und musste nur noch weinen, bekam eine Art Depression, weil mein Dom meine Gefühle nicht erwidert hat. Er hat mich aber trotzdem kürzlich getroffen, jedoch nur noch sehr selten und ich fühle mich momentan so, dass ich nur noch abhängig von ihm bin und er mir laufend sagt, er wünsche sich, dass ich mich für ihn einem anderen Dom unterwerfe oder dass ich es filmen sollte, wie mich jemand dominiert. Ich kann mit dieser Veränderung nicht umgehen, mir fehlen die Sessions und ich möchte mich nicht durchsetzen als Sub, dass er mich trifft, denn das wäre ja erzwungen. Ich habe somit das Gefühl, dass er noch andere Subs trifft (es ist ja sein Recht), aber es geht mir emotional sehr schlecht dabei. Wir haben trotzdem täglichen Kontakt und er demütigt mich schriftlich, was mir manchmal gefällt. Gehört das zum Spiel des Doms, dass er mich nicht mehr trifft, weil ich Gefühle habe, oder ist es meinem Gefühl nach nur noch eine Abhängigkeit, wegen dem Wunsch, dass diese Sessions wieder existieren? Kann es auch sein, dass er Gefühle für mich hat? Er kommuniziert mir, wenn ich das täte, was er mir sagt, zb, dass mich jemand anders dominiert vor ihm, würden wir uns mehr sehen. Wie könnt ihr die Situation beurteilen?

Erst einmal muss ich mich für die lange Dauer bis zur Beantwortung entschuldigen. Ich finde deine Frage gar nicht so leicht deine Frage zu beantworten, daher habe ich gemeinsam mit Nadine darüber nachgedacht, was wir dir sagen sollen. Ich denke, dass unsere persönlichen Einstellungen diese Antwort stark färben und wahrscheinlich nicht jeder in der BDSM Szene die Dinge genauso sieht wie wir.

Als erstes, glaube ich, dass es nicht selten ist, dass sich aus einer reinen Spielbeziehung Gefühle für den anderen Entwickeln. Bei Nadine uns mir war es ja ganz genau so, nur Weiterlesen

Hass und Wut in einer BDSM Session

Vor einigen Tagen erreichte mich die Nachricht einer Leserin, die mich fragte, wie ich mit Hass- und Wutgefühlen in einer Session umgehe. Genauer stellte sie die Frage, ob ich manchmal wirklich Hass in einer Session empfinde und wie ich damit umgehe, ohne wie sie in solchen Momenten aus der Fantasie katapultiert zu werden.

„Du schreibst in 2 Beiträgen 2013 von Hassgefühlen während der Session. Später schreibst du nur mehr von Wut. Sind das wirklich deine Gefühle oder ist es der Dramaturgie geschuldet? Manchmal machen sich meine Fantasien selbstständig und dann passieren Dinge, die ich mir eigentlich nicht wünsche und dann bekomme ich sofort Hassgefühle, die mich aber aus der Fantasie werfen. Wie lässt sich das mit Hingabe und Demut vereinbaren?“

Ich glaube, dass es in einer normalen Session keine Hass oder Wutgefühle geben sollte. BDSM ist ein Gemeinsames Spiel, dessen Rahmen und Grenzen man zuvor festgelegt hat. Ich selbst mag es nicht, wenn ich das, was passieren wird im Vorfeld kenne, sondern mir ist es lieber, wenn ich mich mit der quälenden Frage, was kommen wird oder wie lange ich warten muss, in meinem Kopf auseinandersetzen kann und es so Teil der Dramaturgie der Session wird.

Dennoch haben wir Regeln und Grenzen, in denen wir uns bewegen und innerhalb derer ich weiß, auf was ich mich einlasse. BDSM ist immer auch ein Spiel mit Gefühlen. Sich einem Anderen zu unterwerfen erfordert, dass man ein Stück aus dem Alltag aussteigt Weiterlesen

Was wenn meine Partnerin nicht deutlich sagt, was sie will?

Auf die Frage unseres Lesers Markus aus unserer Rubrik „Ihre Fragen“.

Ich wende mich an euch mit folgendem Problem:

Meine Ehefrau und ich verstehen uns blendend und eigentlich läuft alles super. Ich habe Ihr von meinen Neigungen in Richtung Bondage und der etwas härteren Gangart beim Sex erzählt. Sie war überraschend aufgeschlossen, jedoch kann ich sie nur sehr selten dazu bewegen, die Gedanken auch in die Praxis umzusetzen.
Generell glaube ich, dass sie sehr schüchtern ist, was ihre Sexualität angeht. Ich habe ihr neulich in der Dusche mal Handschellen angelegt und ihre Hände sanft auf dem Rücken gefesselt. Sie hat prompt reagiert mit steifen Nippeln und war sehr verspielt. Mir hat die Pose meiner Frau mit gefesselten Händen und auf Knien sehr gut gefallen.
Ich glaube ihr hat es ebenfalls sehr gefallen und sie hat es sehr genossen. Nur leider möchte sie dass wohl nicht wahr haben.

Zur Information, meine Frau ist im Alltag eher bestimmend, nur glaube ich, sie genießt es unbewusst, sich auch mal fallen zu lassen.
Wie kann ich denn etwas mehr aus ihr herauslocken?

Ich habe eigen ganze Weile darüber nachgedacht, was ich dir sagen soll. Am Ende haben wir uns entschieden möglichst allgemein zu antworten, da wir euch ja nicht persönlich kennen und sich deine Frage eigentlich um einen sehr konkreten Sachverhalt dreht und hoffen daher, dass dir diese Antwort ein bisschen hilft.

Für einige Menschen die eine devote Neigung haben, ist es nicht leicht sich diese selbst einzugestehen, da sie den gesellschaftlichen Normen, wie Eigenständigkeit, Weiterlesen

Verträgt sich BDSM und eine Beziehung?

Auf die Frage von A. über unsere Kommentarfunktion. Da es gleich mehrere Fragen sind, wollen wir sie aufteilen und immer wieder stückweise beantworten wenn wir Zeit finden…

Was mich wirklich interessiert ist, ob es bei euch wie bei den Vanillas feste und offene Beziehungen gibt? Eure Treffen sind alleine aufgrund der Vorbereitungen und der Art der Beziehung etwas zeitintensiver aber man lebt in der Zwischenzeit doch eigentlich ganz normal zusammen, oder nicht? Ich habe aus euren Kommentaren gelesen, dass ihr viel Zeit miteinander verbringt, aber trotzdem scheint bei euch ja auch Platz für andere Partner zu sein. Darf man also als gute Sub/Dom nicht eifersüchtig sein oder ist das je nach Mensch immer verschieden und man führt je nach Vorliebe eine feste oder eben eine Spielbeziehung?

 

Oberflächlich lässt sich die Frage ganz einfach mit Ja beantworten. Genau wie bei den Vanillas gibt es bei uns feste und offene Beziehungen. Doch gibt es bei uns wesentlich mehr offene Beziehungen als bei gewöhnlichen Paaren. Dafür gibt es verschiedene Gründe, zum einen sind wohl viele die aktiv eine BDSM Neigung ausleben, allgemein offener gegenüber weniger konservativen Lebens- und Partnerschaftseinstellungen. Zum anderen gibt es bei nicht wenigen Paaren die sich über eine anfangs reine Spielbeziehung kennengelernt haben gewisse Schwierigkeiten wenn sie die Beziehung auf den Alltag Weiterlesen

Wenn man feststellt, dass man irgendwie anders auf Mädchen steht

Auf die Frage unseres Lesers Kravat was ich über den SMJG denke.

Schon sehr früh habe ich gewisse Differenzen zwischen dem was ich über Sexualität wusste und meinen eigenen Vorlieben festgestellt. Irgendetwas was bei mir anders und ich habe nicht so recht eine Antwort darauf gefunden. In meiner Jugend war ich nicht selten innerlich etwas zerrissen zwischen Liebe, sanften Gefühlen und Zärtlichkeit auf der einen Seite und einer Sehnsucht nach Kontrolle, Egoismus und einer Prise Sadismus auf der anderen Seite.

Ich wusste nicht so recht, was mit mir los ist und so habe ich zur Sicherheit um nicht negativ aufzufallen erst einmal beschlossen meine „dunkle Seite“ zu ignorieren und auf Blümchensex zu stehen. Während die meisten in meinem Alter über ihre selten tatsächlichen und oft erfunden sexuellen Abenteuer lange berichteten, konnte ich dem ganzen nach den ersten positiven Erfahrungen relativ schnell wenig einen mit Haut und Haaren überwältigendes mehr abgewinnen.

Auch der etwa zwei Jahre nach meinen ersten sexuellen Erfahrungen stattgefundene Sexualkundeunterricht, der praktisch aus einer groben Beschreibung wo wie rein und womit Babys verhindern bestand, konnte wenig an meinen inneren Spannungen abbauen und ließ mich gelangweilt zurück.

Erst das Internet konnte mir meine Neigung langsam näher bringen, in dem ich mit sehr grob umschriebenen Suchbegriffen nach dem suchte was sich später als BDSM herauskristallisieren sollte. Dabei war jedoch weniger die Möglichkeit an Bilder zu kommen Weiterlesen

Verunsicherung während des Spiels (Dom)

Dieser Artikel bezieht sich auf die Bitte um Erfahrungen von „SMark“ aus unserer Rubrik „Ihre Fragen“.

Ich denke, dass sich die etwas diffuse Verunsicherung die du beschrieben hast tatsächlich auf die Sorge „nicht dominant genug“ von der Sub wahrgenommen zu werden bezieht. Dass sie von einer Art Selbstzweifel ausgeht, ob man seiner Rolle gerecht wird und sich dann so in diesem Gedanken verheddert, dass man den Überblick für das Spiel verliert und so quasi in eine Selbstzweifelspirale gerät.

Ich denke die Ursache für diese Zweifel sind kein wirkliches fehlen von „Dominanz“, sondern ist der für dich noch zu ungewohnten Rolle geschuldet. Während man im Alltag auf Augenhöhe kommuniziert und so quasi eine plausible Rückmeldung erhält wie man selbst von anderen wahrgenommen wird, ist es in einer Session nicht so.

Ich glaube, dass sich diese etwas schwammig zu fassende Verunsicherung mit der Zeit legen wird. Vielleicht solltest du (nach) der Session noch mehr über diesen Punkt reden. Du wirst sehen, dass diese Sorge vollkommen unbegründet ist und dir dein Gehirn nur eine Art Streich spielt.

Das Kopfkino eines Sub ist meistens wesentlich stärker als man sich das als Dom Weiterlesen

Ist es sicher mit einem unerfahrenen Dom zu spielen?

Auf die Frage von „Porzellanpüppchen“ aus unserer Rubrik „Ihre Fragen“ inwieweit es sinnvoll ist mit einem unerfahrenen Dom zu spielen, der sich nicht im Internet oder auf anderen Wegen über BDSM-Praktiken informiert hat.

Grundsätzlich glaube ich, dass das Kopfkino so stark sein kann, dass man keine externen Inspirationen braucht um Ideen für eine Session zu haben. Bevor man sich jedoch in eine Session wagt, sollte man ausführlich mit seinem Partner über die eigenen Vorlieben sprechen und auch die des anderen kennenlernen. Es ist wichtig, dass man die Neigungen des anderen kennt, um eine für beide schöne und aufregende Session gestalten zu können aus der beide Lust gewinnen können.

Wenn du über deine eignen Neigungen sprichst, kannst du damit deinem Freund als Inspiration dienen und ihm dabei helfen eine Session in seinem Kopf zu entwerfen die für euch beide eine tolle Erfahrung wird.

Ich glaube aber auch, dass du hinterfragen solltest wieso sich dein Freund nicht im Internet oder in anderen Quellen informieren will. Anders als über den Inhalt einer Session, den man mit genug Fantasie hervorragend im eigenen Kopf entwickeln kann, birgt das Spiel mit einem unerfahrenen und zudem noch uninformierten Dom viele Sicherheitsrisiken.

Insbesondere Bondage erfordert ein gewisses Maß an Wissen, dass man einfach von anderen lernen muss. Ein von vielen unterschätztes Risiko besteht vor allem bei Weiterlesen

Wie kann ich meine Freundin langsam an das Thema BDSM heranführen?

Antwort auf die Frage unseres Lesers Martin, wie man seinen Partner an das Thema BDSM heranführen kann ohne ihn zu überrumpeln.

Ich habe selbst schon mehrere Male an dem Punkt gestanden, dass ich eine Partnerin hatte, die zwar in ihrer Fantasie eine Neigung zu BDSM Praktiken besessen, diese jedoch bisher noch nie ausgelebt hat. Gerade für devot veranlagte Frauen ist es oft ein großer Schritt der mit vielen Unsicherheiten über das eigene Empfinden verbunden ist und das macht es wichtig sich der Sache behutsam zu nähern.

Ich glaube persönlich, dass es keinen Sinn macht, einem Menschen zu BDSM Praktiken überreden zu wollen, er selbst keine Neigung dazu hat. Unsere Vorlieben und Interessen unterscheiden sich so stark von gewöhnlichen sexuellen Praktiken das man genauso gut versuchen könnte einen hetero zu homosexuellen Praktiken zu überreden.

Hat man jedoch das Glück, dass der Partner eben jene Fantasien teilt, sollte man sich vorsichtig vorwagen und ein wenig von den eigenen Fantasien erzählen um zu zeigen, Weiterlesen

Was ist ein Gentledom?

Antwort auf die Anonym gestellte Frage was ein „Gentledom“ ist aus unserer Rubrik „Ihre Fragen“.

„Gentledom“ wurde geprägt von einem Herrn aus NRW, der eine gleichnamige relativ bekannte Webseite betreibt. Er hat sich diesen Namen als Künstlernamen eintragen lassen und tritt unter ihm auf, er ist jedoch nicht Markenrechtlich geschützt – anders als etwa LadyGaga, so dass er von vielen Leuten benutzt wird.

Die Bezeichnung Gentledom ist also nicht wie viele andere Begriffe in der Subkultur der amerikanischen NewsGroups der 1980er Jahre entstanden, sondern wurde vornehmlich in Deutschland geprägt und ist fast nur hier anzutreffen. In meiner Zeit in NewYork ist mir der Begriff, obwohl ich aktiv sehr in der BDSM Community war und viele Menschen kenne, Weiterlesen

Warum seid ihr Vanillas? (aktualisiert)

Auf die Frage unserer Leserin Lea, wieso ich gerne von Vanillas spreche wenn ich an Menschen mit gewöhnlichen sexuellen Neigungen denke.

Weit verbreitet auf diversen Seiten, die über die Sprache und Begriffe im SM sprechen, ist die Aussage Vanilla komme daher, dass statistisch die meisten Menschen Vanilleeis mögen würden genau wie „normalen“ Sex. Entsprechend würden sich diejenigen, die BDSM mögen, öfter als Pistazien- oder Schokoladeneis bezeichnen. Ehrlich gesagt, ich kenne niemanden, der sich als Schokoeis bezeichnet.

Tatsächlich wurde der Begriff „Vanilla“ in den Newsgroups anfangs der neunziger gebildet und hat mit der Statistik des Vanilleeises zu tun. Allerdings denken wohl die wenigsten an Vanilleeis und so ist der Ursprung höchstens eine nette Anekdote, sondern wir verwenden Vanilla um diejenigen mit gewöhnlichen sexuellen Neigungen zu bezeichnen ohne sie als „normal“ zu bezeichnen, da dies impliziert, dass wir uns als anormal sehen würden.

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