B for Bondage

Der Tag unseres zweiten Treffens bricht an. Es sind Wochen vergangen, seit ich auf dem Boden kniend seine Hand über meinen Körper streifend spürte, den Knall hörte wenn sie mit Wucht auf mir aufschlug, den Schmerz spürte. Ich bin voller Vorfreude auf unser zweites Treffen. Er sagte, er möchte etwas mit mir essen bevor er mich mitnimmt. Es ist immer noch kalt draußen, ich blicke aus dem Fenster und sehe Menschen in dicken Jacken und Kapuzen vorbeihuschen.

Ich stehe da in schwarzen Stiefeln, einem nicht einmal knielangen schwarzen Kleid und lasse den Blick über meinen Mantel streifen. Als ich hinausgehe fegt mir ein kalter Wind in mein Gesicht. Ein Taxi hält, ich erblicke ihn und vergesse den Wind. Wir sitzen im Taxi und sagen kein Wort, ich spüre, wie die Worte aus mir herausplatzen wollen, aber ich bleibe still, ich will ihn umarmen aber ich traue mich nicht.

Wir sind da, wir sitzen am Tisch endlich bricht er das Schweigen. Ich erzähle viel, ich merke, wie ich mit den Händeln fuchtel, ich lache, ich bin glücklich. Er sitzt da und blickt mich an, er ist schon lange mit dem Essen fertig, perplex lege ich das Besteck beiseite und überlege was ich sagen soll. Er greift in seine Tasche und legt ein paar blitzender Handschellen vor mir auf den Tisch. Mir stockt der Atem. Ich merke, wie mir das Blut in den Kopf schießt. Mir ist heiß, ich kann kaum atmen, ich spüre wie mein Gesicht rot wird, langsam drehe ich mich um. Wir sitzen mitten im Restaurant, neben uns links am Tisch sitzt ein älteres Ehepaar, ich blicke nach rechts ein junges Pärchen unterhält sich.

Ich spüre wie ich zitter, ich blicke ihn an. Mit ruhiger, leiser aber bestimmter Stimme sagt er: Leg sie an! Mit zittrigen Händen greife ich nach den Handschellen auf dem Tisch. Sie sind schwer, ich lasse sie fast fallen als beide Teile beim Hochheben aufeinander klacken. Ich lege Sie auf meinen Schoß und sehe ihn an. Das war kein Scherz, sein Blick ist ernst und fordernd. Ich betrachte die riesigen auffällig blitzenden Handschellen. Sie sind massiv, schwer, sie wirken als seien sie für riesige Schwerverbrecher gemacht. Ich blicke ihn noch einmal an, ich merke wir mir eine Schweißperle von der Stirn kullert. Ich lege meinen linken Arm in die Handschelle, erschrecke als ich das laute klicken höre, es klickt acht Mal bis die Handschelle eng an meinem Arm liegt. Ich lege meinen rechten Arm in die Handschelle und schließe sie vorsichtig, das Klicken muss im ganzen Restaurant zu hören sein, aber niemand nimmt Notiz.

Plötzlich ist der Kellner am Tisch, und greift nach meinem Teller. Ich presse die Hände unter den Tisch. Er fragt, ob ich einen Nachtisch will. Ich blicke rüber er fragt, „Schatz willst du einen Nachtisch?“ Ich stammel ein „Nein“.

Ich sitze wie parallelisiert da, wie ein Reh im Scheinwerferlicht, regungslos. Alles um mich verblasst, ich erschrecke, als er mich am Arm fasst. Er reicht mir meine Handtasche. Ich presse Sie vor meinen Bauch und versuche mein Hände dahinter zu verstecken. Wir stehen auf Er legt mir meinen Mantel um. Ich habe das Gefühl, alle sehen mich an, aber niemand blickt auf.

Wir steigen in ein Taxi und fahren.

Nadine

 

Ganz allgemein betrachtet versteht man unter Bondage das Fesseln des passiven Partners. Dabei kann das Fesseln für sich allein stehen, teil einer vanilla sexuellen Spiels oder einer Session sein.

Fesseln ist sicher die außerhalb der BDSM-Welt verbreiteteste Überschneidung zwischen normalem Sex und BDSM Praktiken. Das ans Bett gefesselt werden, dieser zarte Hauch unserer Welt klingt auch außerhalb selbiger durch die Schlafzimmer.

Innerhalb einer Session wird das Fesseln sehr vielseitig eingesetzt. Von Seilen mit denen der Partner zur vollkommenen Regungslosigkeit verdammt ausharren muss und seine unterlegene Rolle am ganzen Körper spürt. Über Handschellen und Ketten bis hin zum verpacken mit Frischhaltefolie sind die Grenzen nur die eigene Fantasie.

Gefesselt, unfähig sich zu bewegen, sich zu wehren, ist der Bottom dem Top vollkommen ausgeliefert. Die Sinne sind geschärft, unfähig sich der Stimulation durch den Dom zu entziehen oder einer Bestrafung zu entkommen kann sich der Sub äußerlich vollkommen in seine Fesseln fallen lassen und ganz auf sein inneres konzentriere. Gefragt nach ihrer Motivation sich fesseln zu lassen sagen einige Subs „Manche müssen gefesselt sein, um frei zu sein“ und ich glaube, dass trifft den Kern ganz gut.

Je nachdem wie die Fesselung angelegt ist, braucht sich der Sub überhaupt nicht mehr auf seine Umwelt konzentrieren. Er muss nicht mehr auf sein Gleichgewicht achten, auf seine Bewegungen oder die Schwerkraft. Er kann einfach die Fesseln diesen Part übernehmen lassen und sich vollkommen auf sich selbst konzentrieren. Seinen Körper intensiv wie in einer Meditation wahrnehmen.

Fesseln ist ein eindeutiges Zeichen für ein Machtgefälle. Freiwillig gibt der Bottom seine Bewegungsfreiheit auf und begibt sich ganz in die Hände des Top. Fesseln können auch der Bestrafung dienen. Der Bottom kann in eine unangenehme Position gezwungen werden, in eine Position die dem Körper größte Anstrengung abverlangt, die schmerzhalft ist. Fesseln können den Sub für eine Bestrafung fixieren, unfähig dich zu bewegen muss der Sub in diesem Fall die Bestrafung über sich ergehen lassen. Man kann mit Fesseln den Sub seine absolute Ohnmacht fühlen lassen. Seine vollkommene Hilflosigkeit, jeden Widerstand brechen.

Nicht zuletzt können Fesseln auch der Einschränkung der Motorik dienen. Auch ein Korsett ist wenn man so will eine Fesselung, die den Sub zwingt kleinere Atemzüge zu machen und eine aufrechte Haltung zu wahren.

Weitergefasst gehören auch Knebel zur Bondage, Augenbinden hingegen dienen Primär dem Sinnesentzug und gehören somit nicht zur Bondage.

XK

5 Gedanken zu „B for Bondage

  1. Ich glaube ich mir wäre es in deiner Situation genauso gegangen!

    Wenn ich lese was du schreibst, bekomme ich richtig Lust es auch einmal zu versuchen. Meine Träume auszuleben, mich ganz hinzugeben.

    Ganz liebe Grüße!!

    PS – danke noch mal für die E-Mail!!

  2. Das zu lesen macht mich ganz wuschig 😉 Es regt meine Phantasie an und ich wünschte fast mit dir tauschen zu können…

    Aber ist das Risiko nicht sehr groß geoutet zu werden – wenn man mit Handschellen durch ein Restaurant laufen muss?

    Liebe Grüße

    Jasmin

    • Naja, natürlich könnte man auffliegen, aber wenn man in ein Restaurant geht in dem man sonst nie ist, wird man nur von unbekannten geoutet. Das ist sicher unangenehm, aber zu verkraften, ich bin da in den letzten Jahren sehr viel lockerer geworden…

      Nadine

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